Film-Vorführung in der Kulturscheune Eibenhof mit anschließendem Vortrag (20 min Pause)
Moderation: Volker Schlöndorff
„Filmstunde_23“ (Kino Vorpremiere)
„Solange Film nicht an der Schule gelehrt wird, nehmen wir die wichtigste Revolution der menschlichen Bildung nicht zur Kenntnis.“ (Béla Balázs)
1968 führte Edgar Reitz am Münchener Luisengymnasium in der 8. Klasse seiner Tochter einen Projektunterricht zum Thema Film durch, dokumentiert vom Bayerischen Rundfunk. Der Unterricht umfasste 16 Schulstunden, in denen die Schüler unter Reitz’ Anleitung Filmthemen entwickelten und technisches Wissen erwarben.
Als er mit einer ehemaligen Schülerin über das Projekt sprach, stellte sich heraus, dass die Klassenkameradinnen sich bis heute regelmäßig treffen und ihre gemeinsame Filmleidenschaft pflegen. Daraufhin suchte Reitz in Archiven nach den damals gedrehten Super-8-Filmen, ließ sie digitalisieren und präsentierte sie bei einem Klassentreffen in München. „Filmstunde 23“ reflektiert Reitz‘ Engagement für Filmbildung als Schulfach, besonders angesichts des filmischen Analphabetismus junger Generationen in der heutigen Medienlandschaft.
Im Anschluss Filmgespräch mit Regisseur Jörg Adolph.
20 Minuten Pause
Vortrag von Neurowissenschaftler und Autor Prof. Dr. Joachim Bauer:
„Ich fühle, was du fühlst, ich bin, was du bist: Spiegelung und Identifikation im Cinema. Eine neurowissenschaftliche Perspektive“
Menschen sind Resonanzkörper. Unsere neuronale Ausstattung „liest“ die von Mitmenschen (oder von Darstellungen von Mitmenschen) ausgehenden Signale und reproduziert die „gelesenen“ emotionalen Contents im eigenen Inneren (Joachim Bauer: Warum ich fühle was du fühlst. Heyne Verlag). Der Film bespielt den neuronalen Mechanismus der sogenannten Spiegelneurone. Er kann insoweit der Empathie-Schulung dienen, kann aber auch manipulativ oder für unethische Zwecke eingesetzt werden. Werden wir eine Welt der Fakes und eine neue Verführung der Massen ungeahnten Ausmaßes erleben? Man sehnt sich nach Verstand und Vernunft und denkt an Brechts „Episches Theater“. Kann es so etwas wie „Episches Cinema“ geben?
Zusätzlich findet am Sonntag, 15.9.24 unser traditioneller Festivaltalk statt, bei dem Prof. Dr. Joachim Bauer mit Gero von Boehm über das Thema Künstliche Intelligenz diskutieren wird. Wie beeinflusst Künstliche Intelligenz unsere Fähigkeit zur Empathie?